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Die Kienholz' stießen erstmals auf diese Geräte auf ihren Streifzügen über die Berliner Flohmärkte. Wo immer sie wohnten oder zu Besuch waren, pflegten sie Flohmärkte aufzusuchen: »Im Grunde«, so Kienholz, »beginne ich jede Gesellschaft dadurch zu verstehen, daß ich ihre Trödelläden und Flohmärkte durchstreife. Für mich ist es eine Form der Bildung und historischen Orientierung. Ich kann an dem, was eine Kultur wegwirft, ablesen, wozu Ideen geführt haben.« Was sie zunächst reizte, war die schlichte Formgebung der Geräte, dann waren sie aber auch vor allem fasziniert, als sie herausfanden, welche Bedeutung die Volksempfänger für das deutsche Volk gehabt hatten. Sie begannen die Arbeit an einer, wie sich herausstellen sollte, großen Werkserie mit dem Titel Volksempfängers, bei der die Radiogeräte mit anderen Objekten und allen möglichen auf Flohmärkten quer durch Deutschland zusammengetragenen Materialien kombiniert wurden. Mit einem Fußschalter lassen sich die Radiogeräte einschalten, so daß Wagner Musik ertönt. Die Werke machen keine politische Aussage, sondern beleuchten gesellschaftliche, menschliche Aspekte einer Kultur in Kriegszeiten. In den Händen der Kienholz' ist Unrat icht mehr nur Unrat. Sie versuchen der Wertminderung abgenutzter Objekte entgegenzutreten. Unter ihrer Zuwendung werden diese Objekte zu Gegenständen, die den Geist des Andersartigen zelebrieren. Es ist, als weckten sie die Seele gebrauchter Gegenstände, indem sie ihnen, einzeln wie kollektiv, zu einem neuen Stellenwert in unserem Bewußtsein verhelfen.